H. Burghardt,G.Straatmann und die Ortsvorsteherin B. Stammwitz Foto:E.Stammwitz
Die Ansprache von unserer Ortsvorsteherin Frau. B.Stammwitz:
Im Krieg stirbt zuallererst die Wahrheit.
Liebe Heisfelderinnen und Heisfelder,
diese Weisheit ist bereits mehr als 2000 Jahre alt.
Aber immer wieder verblüfft sie durch ihre Aktualität.
Die Kriege von heute unterscheiden sich kaum von Kriegen von gestern.
In diesem Punkt jedenfalls : Im Krieg ist die Wahrheit das erste Opfer.
Schauen wir in all die Kriegsgebiete auf der ganzen Welt. Es ist fast überall das gleiche Bild. Freund und Feind geben sich gegenseitig die Schuld, keiner will es gewesen sein. Jeder beansprucht die Wahrheit für sich. Und mittendrin : die Opfer dieser Gewalt, dieses Terrors und der blutigen Auseinandersetzungen.
Von den Opfern, so scheint es, wird immer erst später gesprochen.
Sie werden verschwiegen, um sich keine Blöße zu geben. Oder schlimmer noch, sie werden in Kauf genommen, weil eben Krieg ist.
Wir dürfen sie nicht vergessen!!
Um das nicht geschehen zu lassen, sind wie heute hier. Nicht wie in all den vergangenen Jahren mit vielen Manschen hier am Heisfelder Ehrenmal, sondern mit gerade einer Hand voll.
Die Coronapandemie lässt es nicht zu, dass wir uns am Gedenkort an der Heisfelder Straße versammeln, sie macht eben auch nicht vor unseren Toten halt.
In fast jeder Familie gibt es Menschen, die das Kriegsgeschehen nicht überlebten. Deshalb bleibt unsere Trauer nicht anonym. Konkrete Personen erscheinen von unseren Augen, Großväter und Großmütter, Väter und Mütter, Söhne und Töchter.
Die Namen der gefallenen und vermissten Heisfelder Soldaten stehen im Gedenkbuch vorne am Eingang zu unserer Pauluskirche.
Der schmerzliche Tod hat unser Leben ärmer gemacht.
Lassen Sie uns der Opfer der letzten beiden Kriege gedenken und des unermesslichen Leids, das den Opfern der nationalsozialistischen, mörderischen Vernichtungspolitik widerfuhr.
Unsere Welt ist nicht friedlich. Krieg, Gewalt und Verfolgung bringen auch heute noch Leid und Tod über Millionen Menschen, auch hier bei uns.
Vor 75 Jahren endete der 2. Weltkrieg. Wir habe viele Jahre Frieden erleben dürfen, aber dann ist der Krieg auch zu uns gekommen. Direkt und unmittelbar.
Damit meine ich nicht nur die Terroranschläge, mit den die Welt erschütternden, bestialischen Anschlägen in Paris, Wien, Halle und vielen anderen Orten, nicht nur die gefallenen oder verwundeten Soldatinnen und Soldaten in Auslandseinsätzen, nicht nur die getöteten und verletzten Menschen in Zivileinsätzen, ich meine auch die vielen Flüchtlinge. Menschen, die mehr Hoffnung in einem kleinen seeuntauglichen Boot für sich und ihre Kinder sehen, als in ihren zerstörten, von Terror, Gewalt und Armut heimgesuchten Ländern. Menschen, die um ihr Leben fürchten. Ihre letzte Hoffnung sind wir. Lasst uns Hoffnungsstifter sein!!
Einmal im Jahr gedenken wir öffentlich aller Opfer der Gewaltherrschaft.
Lassen wir uns aber jeden Tag durch sie ermahnen und uns erinnern :
Nie wieder Krieg, Zerstörung und Hass!!
Das sind wir ihnen schuldig!!